Freizeit statt Lohnerhöhung
Wir führen die 38-Stunden-Woche ein
Freizeit statt Geld – wir führen eine 38-Stunden-Woche für Verwaltungs- und Produktionsmitarbeiter ein. Eine Entscheidung von unseren Mitarbeitern für unsere Mitarbeiter. Ist Zeit das neue Geld?
Die IWB ist bekannt für ihre zukunftsorientierten Visionen – seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt im Zeitalter Industrie 4.0 – unser Team engagiert er sich zudem in innovativen Forschungsprojekten. 2018 führten wir als eines der ersten Fertigungsunternehmen eine Elternschicht ein, um Produktionsmitarbeitern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Nun setzten wir eine weitere Idee in die Tat um: mehr Zeit statt mehr Geld. Christian B. Töpfer, technischer Leiter bei IWB und Vater, erklärt den Hintergrund:
Im Rahmen eines Business-Talks diskutierten wir 2020 einen neuen Ansatz der Lohnerhöhung und befragten unsere Mitarbeiter, was ihnen lieber wäre: mehr Freizeit, oder mehr Geld. Tatsächlich sprach sich die Mehrheit der Belegschaft für mehr Freizeit aus.
Ab März wird so aus der 40-Stunde-Woche eine 38-Stunden-Woche
Wir prüften die Idee auf Umsetzbarkeit: 38 Stunden pro Woche arbeiten, 40 Stunden bezahlen. Das käme einer flächendeckenden Lohnerhöhung gleich.
Zwei Stunden pro Woche mag für den Einzelnen nicht allzu viel klingen, aber es bedeutet für jeden Mitarbeiter einen Arbeitstag weniger im Monat. In der Gesamtheit bedeutet das aber für uns 480 Arbeitsstunden weniger im Monat.
Wie können wir also gewährleisten, dass Aufträge weiterhin pünktlich abgeliefert werden?
Schon seit einigen Jahren arbeiten wir in Forschungsnetzwerken gemeinsam mit der TU Ilmenau an intelligenten Managementprozessen und optimaler Maschinenauslastung. Dank vernetzter Technologien und stetiger Verbesserung von Prozessen konnten wir unsere Fertigungsprozesse massiv verbessern und geben nun die verfügbare Zeit an unsere Mitarbeitern zurück. Wir bauen darauf, dass zufriedenere Mitarbeiter motivierter und effizienter arbeiten, so dass die Abläufe und Qualitätsniveaus erhalten bleiben.
Taugt das Modell auch als Vorbild für andere Industrieunternehmen?
Bei uns haben die Mitarbeiter das Schichtmodell quasi selbst optimiert und waren von Anfang an in die Entscheidungsprozesse einbezogen. Mit dem Ergebnis wollen wir ein Zeichen setzen für mehr Familienfreundlichkeit in der Fertigung und die Attraktivität mittelständischer Arbeitgeber erhöhen. Gerade in Zeiten von Automatisierung und Digitalisierung stehe doch immer noch der Mensch im Vordergrund.
Letztendlich ist es immer ein Geben und Nehmen zwischen Mitarbeitern und Unternehmen – und wer sonst kann das so flexibel umsetzen wie die kleinen und mittleren Betriebe?
Hierzu: Ina Benad, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Gotha bei der Präsentation des neuen Arbeitszeitmodells der IWB.
2019 konnten wir mit unserem Business Talk einen Impuls setzen. Damals berichtete Rheingans Digital Enabler aus Bielefeld über das Modell 5 Stunden arbeiten bei vollem Lohnausgleich. Viele Teilnehmer fanden, dass dieses in der Produktion nicht umsetzbar sei. IWB zeigt, dass es geht, wenn man digitale Assistenzsysteme und Prozesse optimiert.